Mini-FAQ : SMD-Basteleien ( Angst vor Winzlingen ? )

dino03

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27. Okt. 2008
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Hallo zusammen,

die meisten fürchten sich ja vor Basteleien mit SMD-Bauteilen. Die Dinger sind
so winzig und der Lötkolben und das Lötzinn ist viel zu groß ;)

Jetzt möchte ich mal ein paar Infos zum Basteln mit SMD-Bauteilen geben.
Man sollte nicht unbedingt mit TQFPs (Thin Quad Flat Pack) mit 0,8 oder
sogar 0,65mm Rastermaß (Mitte-Mitte der Pins) anfangen :D So etwas kann
nur schiefgehen und fördert den Frust-Faktor.

Also nehmt euch einen kleinen ATtiny2313. Deer hat ein SO-20 Gehäuse
(Small Outline mit 20 Pins). Das hat ein Rastermaß von 1,27mm (1/20 Zoll).
Das läßt sich noch ohne größere Probleme löten. Dann besorgt man sich
Lötzinn mit 0,5 oder besser 0,4mm Durchmesser (SMD-Lot) - dünner muß es
nicht sein. Und natürlich noch eine Lötspitze mit 1mm oder besser 0,8mm
Spitzendurchmesser. Zum verdrahten benutze ich Fädeldraht. Man kann als
Alternative auch Spulendraht von 0,3-0,4mm Durchmesser verwenden. Beim
Spulendraht sollte man aber nicht unbedingt den temperaturbeständigen bis
600°C nehmen ;) Da bekommt man die Lackschicht nur noch mit Sandpapier
ab :eek: also vorher ausprobieren ob sich die Lackschicht bei 300-350°C
mit dem Lötkolben entfernen läßt. Und was auch wichtig ist , eine vernünftige
Pinzette und einen Elektronikseitenschneider (Elektronik-Schere). Einen Cutter
(Teppichmesser) benötigt man auch noch.

Jetzt aber zu den Platinen. Irgendwo muß das Zeugs ja auch drauf ;)
Ich benutze für solche Zwecke gerne Punkt-Streifen-Raster mit Epoxid-Basis.
smd1.JPG
Hier ist ein Teil davon zu sehen. Ich habe einen Streifen davon abgesägt, der
an einer Stelle zwischengefügt werden soll ( 7-Segment-Display Beispielschaltung
Multiplex (z.B. für Uhren)
siehe Beitrag #12 ). Der Cutter liegt auch
schon bereit.

smd2.JPG
Jetzt zieht man mit dem Cutter eine schrägen Schnitt durch die Kupferschicht.
Der Cutter zeigt mit der Spitze noch auf den Schnitt. Es soll nachher ein
V-Schnitt entstehen.

smd3.JPG
Danach drückt man mit dem Cutter in wenigen zehntel Millimeter Entfernung
im entgegengesetzten Winkel auf das Kupfer um den V-Schnitt zu
vervollschtändigen. Das macht man bei jeder Kupferverbindung die einem
im Wege steht. Diese Methode hat bei mir die besten Ergebnisse ergeben.

smd4.JPG
Mit Gegenlicht kann man nun sein Werk bewundern. Wir haben aus einer
PLatine mit 2,54mm Raster eine SMD-Platine mit 1,27mm Raster gemacht ;)
Man kann sehr schön die Unterbrechungen sehen.

smd5.JPG
Hier habe ich nun mal einen 74HC595 mit SO-16 Gehäuse auf die Platine
gelegt. Und wie man sehen kann paßt das Rastermaß.

Wenn man größere Platinen benötigt kann man auch nur kleine Bereiche
des Punkt-Streifen-Rasters zur SMD-Platine verändern. Oder man kann
kleine Teile davon als Sandwich umgedreht auf eine Lötpunkt-PLatine
setzen. Da sind der Phantasie wenig Grenzen gesetzt. :D
...
..
.
 
... Fortsetzung - SMD-Basteleien

.
..
...

smd6.JPG
Hier ist einmal ein Beispiel zu sehen (aus meinem ASCII-Terminal) wie so etwas
nachher aussehen könnte. Ich habe zwischen den ICs Bereiche unbearbeitet
gelassen um dort die Abblock-Kondensatoren (0,1µF Keramik und 10µF Tantal)
zu platzieren. Sie sind dann in der Nähe der ICs wo sie auch hingehören.
Links der genannte ATtiny2313, rechts ein 74595 und oben einige BAS16-Dioden.
Die Fädeldrähte hab ich nicht mit Kämmen sortiert sondern mit einer Pinzette
OHNE Beschädigung der Lackschicht in Form gebracht und dann mit Resten von
Bauteildrähten mit übergezogenem Gewebeschlauch an Ort und Stelle gehalten.

Als Tip : IC-Gehäuse im SO-DIP Format. PLCC geht auch noch ist aber
schlechter zu platzieren. Widerstände/Kondensatoren in der Größe 1206 oder
größer. Transistoren/Dioden in Größe SOT-23 oder TO-251/252. Versucht
nicht schon am Anfang 0805 Bauteile zu bearbeiten. Das gibt nur Frust.
Langsam anfangen.

smd7.JPG
Hier sind die Werkzeuge zu sehen, die man vor allem bei SMDs benötigt.

Als Lötstation benutze ich eine uralte analoge Ersa MS-6000. Der Kolben
ist leichter als bei den Weller und hat trotzdem 60W. Das reicht. Für die
dünnen Lötspitzen arbeite ich mit 350 bis teilweise sogar 400°C um schnell
genug Wärme zur Spitze nachfördern zu können. Dadurch muß man natürlich
in Pausen aufpassen, das einem die Spitze nicht verzundert. Als bei längeren
Pausen wieder auf 270-300°C runterdrehen. Zum Säubern benutze ich ein
kleines Papp-Schächtelchen. Das entzieht der Spitze keine Wärme wie der
Lötschwamm (mit Wasser). Außerdem kann man sich sowas aus Resten
selbst zusammenkleben ;) Pappstreifen gehen auch wunderbar für die
Reinigung von Leiterbahnen. Einfach den Lötkolben auf die Leiterbahn und
dann direkt daneben den Pappstreifen. Wenn man nun auf der Leiterbahn
entlangfährt schiebt man mit dem Pappstreifen das überschüssige Lötzinn
runter und es sieht absolut sauber aus. Papierstreifen gehen auch um
Lötbrücken zwischen SMD-Beinchen zu beheben. Papier ist sehr hitzefest :)
und man hat meistens genug Altpapier zuhause rumfliegen.

Die Lötspitzen benutze ich beide für SMD-Arbeiten. Die dünne verwende ich
eigentlich meist für TQFPs. Für SO-Gehäuse reicht die etwas dickere (ich
glaube 1,5mm Durchmesser). Man kann sie bei Ersa wunderbar schnell im
Betrieb tauschen. Feder aushängen, runterziehen, neue draufstecken und
Feder einhängen. Fertig :D

Zum Lötzinn ... ein normales Lötzinn für SMD-Arbeiten. Auf keinen Fall Lötfett
verwenden!
Lötfett enthält Säuren und danach kann man die Platine mit den
Bauteilen zu 100% in die Tonne treten! Wenn dann Flußmittel für Elektronik
oder Kolophonium in Alkohol auflösen oder etwas anderes säurefreies.

Die Pinzette sollte ohne Versatz der Spitzen sauber schließen. Also lieber eine
mit etwas breiterem Griff. Wenn sie zu schmal ist dann versetzen sich die Spitzen
beim zusammendrücken eventuell und man schnippst die Bauteile quer durch den
Raum. Die ist mechanisch stabiler. Ich bevorzuge glatte Spitzen. Wenn mal etwas
Lötzinn dran kleben bleibt ... eine kleine Feile reicht. Wenn man eine aus Edelstahl
nimmt dann bleibt aber sowieso selten man Lötzinn dran kleben. Meine hat eine
Gesamtlänge von 135mm und eine Griffbreite von 10mm. Damit liegt sie schön
an der Hand zwischen Daumen und Zeigefinger auf. So wie ein Bleistift beim
schreiben. Die Klingen haben eine Blechdicke von etwa 2mm und können damit
auch schon eine etwas größere Kraft übertragen ohne sich zu verbiegen.

Der Elektronikseitenschneider hat den Vorteil, das er auf einer Seite absolut
bündig schneidet. Normale Seitenschneider schneiden nicht bündig sondern
hinterlassen eine kleine Fase an beiden Seiten der Schnittfläche. Nehmt nicht
das billigste Modell. Die Lager sollten leichtgängig und sauber vernietet sein.
Meine von Knippex hat eine Schneidenhärte von 64 Hrc und liegt bei 16,-eur
(KN 78 61 125 bei Reichelt). Die Ausgabe hat sich gelohnt.

Als Cutter kann man einen stabilen (möglichst mit Metallführung der Klinge)
nehmen, die es schon für 1-2eur im Baumarkt gibt. Da kann sich den aussuchen,
der einem am besten gefällt.

So ... und nun wünsche ich viel Spaß beim Basteln mit SMD-Bauteilen ...

Gruß
Dino
 
Dino, coole Anleitung. Ich habe vor npaar Tagen einen MAX3378 (Pitch 0,65) auf eine selbstgeätzte Platine gelötet, ich dachte, ich werde bescheuert. Aber es hat geklappt.

Mal eine Frage, welche Spitze ist für solche Arbeiten empfehlenswert? Ich habe eine Meißelspitze und eine Spitze.

Grüssle
Heinrich
 
Hallo Heinrich,

Dino, coole Anleitung. Ich habe vor npaar Tagen einen MAX3378 (Pitch 0,65) auf eine selbstgeätzte Platine gelötet, ich dachte, ich werde bescheuert. Aber es hat geklappt.
schon ein ganz schönes Gefrickel :D Dafür würde ich schon ne 0,5er Spitze
nehmen. Oder ne Lötnadel. Wobei die Lötnadeln mit 5W ein wenig schwach
auf der Brust sind. Ich heitze meine dann immer mit etwas mehr als den 6V
für die sie angegeben ist ;)

Mal eine Frage, welche Spitze ist für solche Arbeiten empfehlenswert? Ich habe eine Meißelspitze und eine Spitze.
Meißelspitzen sind etwas universeller. Man kann sie ja auch von der Seite
verwenden. Dann sind sie vom Profil her wie die spitzen Spitzen (wie sich das
anhört :p spitze Spitzen :D ). Ich habe sicherheitshalber bei mir nen ganzes
Sortiment rumfliegen ;) Ich kann ja mal ein paar Fotos reinstellen ...

Gruß
Dino
 
Es gibt unzählige Lötspitzen für SMD. Am besten bei Youtube mal nach SMD Rework suchen oder nach der Package das einen interessiert.

Für normale ICs gibt es zum Beispiel so "Huf"Lötspitzen. Die sehen aus wie ein Paarhuf. Auf den Anfang der Pinreihe setzen, Lötzinn drauf (nicht zu wenig) und einfach hin und her fahren -> voilá
 
Hallo,

Es gibt unzählige Lötspitzen für SMD. Am besten bei Youtube mal nach SMD Rework suchen oder nach der Package das einen interessiert.

Für normale ICs gibt es zum Beispiel so "Huf"Lötspitzen. Die sehen aus wie ein Paarhuf. Auf den Anfang der Pinreihe setzen, Lötzinn drauf (nicht zu wenig) und einfach hin und her fahren -> voilá
bei Reichelt gibts extra SMD-Lötstationen mit Löt-Pinzetten und was weiß
ich ...
Aber das ist mir zu viel Overkill. Selbst die Lötnadel brauch ich eigentlich
kaum. Mit meiner alten Lötstation mit den verschiedenen Spitzen hab ich bis
jetzt alles fertig bekommen ;)

Und mit ner SMD-Station kann man eben nur SMDs löten. Für andere Arbeiten
kann man die so gut wie garnicht gebrauchen.

Es gibt auch noch Heißluft-Lötstationen mit Vakuum-Hebern und Stationen
zum Hand-Bestücken und sowas. Das ist aber alles zu viel Aufwand um mal
ein wenig mit SMDs zu basteln.

Es soll ja schließlich beim Hobby bleiben und nicht in Arbeit ausarten :D

Gruß
Dino
 
Ich war mal kurz davor mir mit nem Kumpel eine SMD Bestückungsmaschine + Reflow Ofen zu kaufen. War mal in Ebay drin zum Selbstabholen in der Schwiz für ganz wenig Asche (Insolvenz).

Habens dann aber gelassen, wer fertigt bei uns schon SMD Platinen :rolleyes:
 
Das Problem mit SMD ("SMD=schwer montierbare Dinger") besteht hauptsächlich darin einen wärmeresistenten Lötstop für reflow hinzukriegen.

Es gibt weder preiswerte Siebdruckmöglichkeiten für Lötstop, noch bekommt man für Reflowpaste einen Stencil preiswert - erst ab 25€ pro Layer.

Eine doppelseitige NDKL-Platine auf 0.5mm genau zu fertigen ist nicht das Problem solange man die händischen Durchkontakte nicht ausgerechnet noch unter die SMD-Bauteile plaziert. ;)
 
HI Dino,
- noch ein Hilfswerkzeug für den der mehr mit SMD lötet.
- Eine Eisenplatte, so gross wie die Leiterplatten die man Bestücken mus, ca 10 mm. dick mit seitlichen Bohrungen versehen, in diese Bohrungen kommen "12 oser 24V Heitstäbe und eventuell auch ein Fühler zum T-Regeln. Wird auf ca. 100 G. geheizt und die zu bestückende Leiterplatte draufgelegt, dann ist leichter zu löten und wenn etwas "Entlötet" werden muss, so wieso.

Als Kutter benutze ich "chirurgische Skalpells".

Wolfgang
 
ATmegas im PLCC44-Gehäuse

Hallo zusammen,

wenn man es klein haben möchte, sich aber vor SMD scheut, aber auch einen
"großen" ATmega benötigt, dann gibt es zur Zeit noch eine einfache Lösung
für das Problem. Einfach einen im PLCC44-Gehäuse nehmen.
Bei Reichelt zB ...
- ATMEGA 8515L-8P (2,55eur)
- ATMEGA 8515-16 P (2,10eur)
- ATMEGA 8535L-8P (2,25eur)
- ATMEGA 8535-16P (3,00eur)
für diese Gehäuse gibt es Sockel ...
- PLCC 44 (0,39eur)
und wenn man den Chip wieder aus dem Sockel haben möchte dann kann man
ihn durch die 4 Löcher im Sockel (wovon dann auch mindestens 2 in der Platine
sein sollten) mit einem Schraubendreher wieder herausdrücken oder man nimmt
einen Chip-Puller ...
- PLCC ZANGE (4,25eur)
das ist dann die "Edel-Version" :D

Das hat neben der kleineren Baugröße auch noch einen weiteren Vorteil ...
defekte Chips lassen sich tauschen. Das wird bei aufgelöteten SMDs doch
etwas schwieriger ;)

Der Mega8535 ist vom Innenaufbau mit dem Mega16/32 relativ identisch. Nur
der Speicherplatz ist geringer. Der Platzbedarf mit Sockel ist etwa die Hälfte
gegenüber einem PDIP40-Gehäuse mit Sockel.

Gruß
Dino
 

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